Wölfe auf der Hardeck

Quelle: LOKALES Büdingen – Kefenrod vom 10.12.2025

Bei einer Drückjagd im Revier Hardeck sind am Wochenende drei Wölfe gesehen worden. Während Jagdpächter Markus Frank vermutet, dass die Tiere schon länger dort aktiv sind, sprechen fehlende Spuren laut Bürgermeister Benjamin Harris dafür, dass die Wölfe das Gebiet nur passiert haben.


Mehrere Wölfe wurde bei der Gemeinschaftsjagd im Revier Hardeck von den angestellten Jägern gesichtet.

Orleshausen – Bislang spricht alles dafür, dass am Wochenende mehrere Wölfe im Waldgebiet zwischen Orleshausen, Calbach, Lorbach, Diebach am Haag, Eckartshausen und Vonhaussen unterwegs gewesen sind. Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass ein ausgewachsenes, massives Tier sowie zwei Jungtiere, möglicherweise einjährig, gesichtet wurden.

Dass es sich um insgesamt fünf Wölfe gehandelt habe, wie teils in den sozialen Medien behauptet, bestätigte Harris dagegen nicht. Jäger hatten die Tiere bei einer Drückjagd am vergangenen Samstag gesehen. Der Vorfall wurde an das Forstamt Nidda sowie das Wolfszentrum Hessen gemeldet.

Ob die Wölfe das Gebiet lediglich durchquerten oder sich länger dort aufhalten, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Die Wölfe seien immer wieder gesehen worden, berichtet Markus Frank, Pächter des Reviers Hardeck, im Gespräch mit dieser Zeitung. Gemeinsam mit dem Revier Lorbach habe die Drückjagd auf einem Gebiet von 600 Hektar stattgefunden. Allein im 350 Hektar großen Revier Hardeck seien dabei 40 Schützen, 20 Treiber und zwölf Hunde im Einsatz gewesen.


Markus Frank an der Stelle, wo einer der Wölfe mit einem Video bestätigt wurde.

Wie Frank erklärt, habe es die erste Wolfsichtung zwischen Calbach und Diebach Richtung Ronneburg gegeben, die zweite am anderen Ende des Reviers in Richtung Büdingen und die dritte unterhalb der Ruine der Burg Hardeck.

Bis auf 15 Meter zu den Hochsitzen

Insgesamt habe es von den Teilnehmern der Jagd noch mehrere Meldungen gegeben, doch diese drei seien kurz hintereinander und mit großer räumlicher Entfernung aufgetreten, sodass es sich laut Frank definitiv um unterschiedliche Tiere handeln müsse. Ein Wolf sei zudem in einem Video festgehalten worden, das auf Facebook kursiert.

„Wir haben drei Stunden gejagt, die Wölfe waren dauerhaft mittendrin“, sagt der Pächter. Teilweise seien die Tiere bis auf eine Entfernung von 15 Metern an die Hochsitze herangekommen. Laut Frank habe ein Jäger Rehe beobachtet und einen Wolf, der ihrer Spur folgte. „Es wirkte eher, als hätten die Wölfe mit den Jägern gejagt“. sagt er und nennt dieses Verhalten untypisch, da die Tiere sonst eher Distanz zu Menschen wahren.

Harris erklärt unterdessen, die Meldung, wonach die Wölfe aufdringlich gewesen seien, habe sich nicht bestätigen lassen – die Tiere hätten durchaus Abstand halten wollen.

„Es gibt immer wieder Wolfsichtungen“, erklärt Anselm Möbs vom Forstamt Nidda auf Anfrage, fügt aber an, dass die Tiere im Wetteraukreis eher spärlich vertreten seien. „Bei einer Jagd wird alles aufgemischt. Da kann es sein, dass man die Wölfe sieht, während sie sich sonst nicht zeigen.“ Die Sichtungen werde in das Monitoring aufgenommen, zudem habe das Forstamt die Meldung an das Wolfszentrum Hessen weitergegeben. Derzeit sei nicht geplant, den Fall weiter zu überprüfen – was auch daran liegt, dass keine Spuren wie Kot gefunden wurden. „Der Wolf ist eine geschützte Art und darf nicht bejagt werden“. sagt Möbs. Wolfsmanagement sei zwar ein Thema, jedoch noch nicht vollends ausgearbeitet.

Markus Frank vermutet, dass es eine Verbindung zu dem gerissenen Rehbock bei Orleshausen vom Januar 2024 geben könnte. Seitdem sei der Wildschwein-Bestand lediglich in seinem Revier deutlich zurückgegangen, sagt der Jagdpächter. „Es könnte sein, dass das der Einzug war“. Er sei davon ausgegangen, dass ein Wolf das Gebiet ab und zu durchziehe. Nach der Sichtung am Wochenende glaube er jedoch, dass es sich um einen Rudelverband handele. Die Frage sei nur, wo die Tiere sich aufhalten.

Hinweisen, ohne Angst zu schüren

„In den vergangenen Monaten gab es keinerlei Indizien wie Kot oder Riss“ erklärt Benjamin Harris. Es sei deshalb gut möglich, dass die Tiere das Gebiet lediglich durchquert hätten. Für die Zukunft sei der Revierförster angehalten, den Bereich zu beobachten, sagt der Bürgermeister.

Markus Frank erklärt ebenfalls, künftig verstärkt auf Kot, Risse oder weitere Sichtungen achten zu wollen. „Fakt ist: Die Wölfe sind da. Wir müssen jetzt lernen, damit umzugehen“, sagt er. Ihm sei daran gelegen, auf die Situation hinzuweisen, ohne Angst zu schüren.

„Keine Panik“, sagt auch Harris, der zunächst dabei ist, die Fakten zusammenzutragen, um die Öffentlichkeit zu informieren. Spaziergänger sollten ihre Hunde nun unbedingt an der Leine lassen. Allerdings sei eine Wolfs-Begegnung für Spaziergänger deutlich unwahrscheinlicher als für Jäger, die sich tief im Wald oder auf Hochsitzen aufhalten.